ST. PÖLTEN. Der alte Haudegen, Provokateur und Querdenker der deutschsprachigen Bühnen, der von 1986 an 13 Jahre die österreichische Theaterszene als Burgtheaterchef durcheinanderwirbelte, kommt zu einer Lesung ins NÖ-Landestheater nach St. Pölten. Dabei trägt er aus jenem Werk seines kongenialen, künstlerischen Partners – Thomas Bernhard – vor, das einen der heftigsten Theaterskandale der letzten Dekaden auslöste, nämlich „Holzfällen“.

Kaum erschienen, wurde das Buch Ende August 1984 in Österreich sogar auf gerichtliche Anordnung hin beschlagnahmt, weil sich Gerhard Lampersberg, ein ehemaliger Freund Bernhards, in der Figur des eitlen Komponisten Auersperg wiedererkannt und eine Ehrenbeleidigungsklage eingereicht hatte. „Holzfällen“ blieb daraufhin wochenlang verboten. Auch in anderen Figuren des Romans waren der Autor selbst und seine Zeitgenossen unschwer zu erkennen. Vor allem der anstehende Antritt des neuen Burgtheaterdirektors Peymann wird von Bernhard kaum verschlüsselt thematisiert und als Anfang einer neuen Ära markiert, in der ein „frischer Wind […] aus dem Burgtheater alles Fürchterliche, Abgestandene, längst Tote hinausblase“. Mit den für Bernhard typischen, wütenden monologischen Zeilen eines Ich-Erzählers zeigt er seine kompromisslose Sicht auf die Kunst- und Kulturszene Österreichs.

Peymann (Jahrgang 1937) wird im August 2017 die 18 Jahre währende Leitung des Berliner Ensembles an seinen Nachfolger Oliver Reese übergeben.

Im Rahmen der Lesung in St. Pölten wird Peymann noch einmal Einblicke geben in eine außergewöhnliche Künstlerfreundschaft und den Beginn einer bedeutenden Epoche der Theaterkunst in Österreich.

5. November 2016, 1930 Uhr, Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten, Kartenvorverkauf: niederösterreich kultur karten, Rathausplatz 19, 3100 St. Pölten

T 02742 90 80 80 600, F 02742 90 80 83 karten@landestheater.net, http://www.landestheater.net